Mit Wolfgang Best haben wir uns über eine Vielzahl von Themen unterhalten: die Düsseldorf Bulldozer, den Betrieb in der Regionalliga, die NFL Europe, wie man früher schnell mal Schiedsrichter wurde, seinen Auftritt in der Nationalmannschaft und die Neugründung der NRW Allstars. Außerdem haben wir gelernt, was ein Facebook-Footballer ist.
So kam Wolfgang zu den Bulldozern
Wolfgang Best kann auf eine lange und erfolgreiche Karriere als Spieler und Coach zurückblicken. So war er hauptsächlich Trainer in den ersten beiden Footballligen. Bis 2012 war er als Coach bei den Düsseldorf Panther tätig. Eigentlich wollte er die Pfeife und das Playbook „an den Nagel hängen“. Wir wollten als erstes wissen, warum er von der 1. Liga herunter in die 6. Liga ging. Zusätzlich interessierte uns, warum er gerade bei den Düsseldorf Bulldozern angefangen hat. Hier ist seine Antwort: „Ich hatte mit Football aufgehört und mir eine Harley gekauft und war nur noch so unterwegs. Irgendwann war ich in der Altstadt und habe ein paar Bierchen getrunken. Da habe ich ein paar Leute getroffen, die bei den 58er mitgemacht haben. So nach dem 8. Bier habe ich gesagt, dass ich da auch mitmachen will. Bei den 58ern habe ich später dann auch trainiert. Wir haben unter anderem bei den Bulldozern trainiert. Beim Training der Bulldozer waren aber meist nur so 10 bis 12 Männeckes da. Wir von den 58ern haben auch im Training gegen sie häufiger ein Scrimmage gemacht, dabei mussten viele von denen doppelt spielen. Da kam man mit den Jungs ins Gespräch. Sie wollten, da sie auch keinen Head Coach hatten, dass ich das mache. Zunächst habe ich gesagt, dass ich damit abgeschlossen habe. Die Bulldozer haben aber immer weiter nachgefragt und ich habe mich später dazu breitschlagen lassen. Das Konzept, was mir der Präsident vorstellte überzeugte mich. Was hatte ich schon zu verlieren?“ Auf die Nachfrage, ob er dies somit nur aus Spaß gemacht habe, antwortete Wolfgang: „Jeder, der mich kennt, der weiß, ich mache nichts nur aus Spaß. Ich bin sehr ehrgeizig und kann nicht gut verlieren. Hier wollte ich beweisen, was man ohne Budget auf die Beine stellen kann. Der Verein wuchs durch die Trainer, die sich uns angeschlossen haben. Da habe ich Glück gehabt, denn die Trainer brachten auch einige Spieler mit. Und dann haben wir die die Bulldozer nach und nach aufgebaut. Dabei arbeiten wir sehr solide, damit der Verein nicht ins Wanken kommt. Je mehr Mitglieder ich akquiriere, umso mehr kann ich später für sportliche Dinge ausgeben.“
In Düsseldorf und Umgebung gibt es viel Potenzial
Bei den Düsseldorfern gehören zehn Coaches zum Herrenteam. Wolfgang erklärt uns dazu: „Hier in Düsseldorf gibt es viel Trainermaterial. Hier sind viele ehemalige Pantherspieler, die Erfolg und Know-how besitzen. Es gibt in Düsseldorf und Umgebung noch sicherlich 20 Top-Trainer, die zurzeit nichts machen. Auch hat uns geholfen, dass in unserer Nähe die 2. Mannschaften von Teams geschlossen wurden. Hier bei den Düsseldorf Bulldozer können wir die Spieler gut ausbilden. Es macht den Leuten auch Spaß, wenn 50 bis 60 Leute beim Training aufschlagen.“ Ein weiterer Vorteil ist für die Düsseldorfer Vereine, dass es mit den Düsseldorf Typhoons und Panther zwei Teams in der höchsten Spielklasse der Jugend spielen. Bei den Typhoons handelt es sich bekannter weise um eine Schulmannschaft, die kein eigenes Herren Team besitzt. Wolfgang hat hier einen gewaltigen Vorteil, denn er leitet in der Nähe einen großen Biergarten und hier arbeiten regelmäßig viele Schüler der Typhoons. Einige haben nicht nur daher den Weg zu den Düsseldorf Bulldozern gefunden. Wolfgang betont in diesem Zusammenhang, dass es trotz der ganzen Konkurrenz der Vereine in der Nähe eine gute Verbindung zu den Düsseldorf Panther gibt. So haben sie sich beide Teams im Rahmen der Planung und Erstellung eines Hygienekonzeptes unterstützt, damit man trainieren kann.
Anfang dieses Jahres stellen die Düsseldorf Bulldozer viele neue Spieler vor. Einige waren in anderen Vereinen Leistungsträger. Daher wollten wir wissen, wie es dazu kam. Das ist seine Antwort: „Aufgrund der Corona Situation haben wir nur Amerikaner verpflichtet, die hier vor Ort sind. Wir haben uns daher für Darion Neal und Stephon Toomer entschieden. Hinzu kam, dass viele Spieler aus Essen den Weg zu uns gefunden haben. Erst waren es ein paar Spieler von den Cardinals, aber die haben immer noch wieder einen mitgebracht. Da sagst du natürlich nicht ‚nein‘. Das war kein Anschlag auf Essen, das habe ich mit Bernd Janzen persönlich geklärt. Wir kennen uns auch schon einige Jahre. Wir sind im Training, denn wir haben ein Hygienekonzept bei der Stadt einreicht. Das wurde genehmigt. Wir dürfen trainieren, aber es ist kein richtiges Football Training im herkömmlichen Sinne. Vor dem Trainingsgelände ist eine Teststation und erst mit einem negativen Testergebnis dürfen die Jungs auf die Anlage. Unser Training haben wir aufgeteilt und somit kommen wir auf vier Einheiten in der Woche. Dabei haben wir die Gruppen aufgeteilt, so kommt die Offense auf drei Einheiten. Durch die Maßnahme schaffen wir es, nicht zu eng beieinander zu sein und dennoch einen Trainingsbetrieb auf die Beine zu stellen. Besonders unterstützt mich in meiner Arbeit Matthias Klahr, unser Defensive Coordinator.“
10 Ligaspiele? Theoretisch ja!
Auf unsere Frage, was Wolfgang denkt, wie viele Spiele es für sein Team geben wird, antwortete er so: „Also ich hoffe, dass wir zehn Spiele sehen. Wenn man von den Playoffs zurückrechnet, ist das theoretisch möglich.“ Voraussetzung ist für ihn ein Start Anfang August. Für eine mögliche Regionalliga Saison sieht er die Teams aus Paderborn, Troisdorf als Favoriten für den Aufstieg und ergänzt, dass die Bielefelder auch ein starkes Team präsentieren werden. Für sein Team sagt er: „Ich fahre nirgendwo hin, um zu verlieren. Mit diesem Team haben wir eine gute Qualität im Kader und wollen versuchen aufzusteigen. Na klar! Wir wollen da oben angreifen.“
NFL Europe
Irgendwie kommen wir beide auf die NFL Europe zu sprechen und frage Wolfgang, ob diese Liga zu früh für Football-Deutschland war. Er antworte so: „Für Football-Deutschland war es nicht zu früh. Rhein Fire und Frankfurt hat ‚mega‘ funktioniert. Bei Rhein Fire hatten wir immer rund 50.000 Zuschauer, das war in Frankfurt auch nicht anders. Ich glaube nicht, dass das Konzept aus finanziellen Gründen eingestellt wurde. Die NFL hat so ein dickes Portemonnaie. Meine persönliche Meinung ist, dass die Spieler, die von der NFL herüberschickt wurden, um hier eine Saison zu spielen und sich weiterzuentwickeln. Ich bin der Meinung, dass die Spieler sich in dieser Zeit nicht weiterentwickelt haben. Hätten seinerzeit so rund 60 Spieler den Sprung in die NFL geschafft, würde die NFL Europe noch existieren. Auch glaube ich, ein zusätzlicher Grund waren die schlechten Zuschauerzahlen in Spanien, den Niederlanden und Schottland.“
Wie war der Football früher in Deutschland?
Wolfgang ist in den Achtziger Jahren zum Football gekommen. Ursprünglich hat er Tennis gespielt und nach einem Aufenthalt in Amerika hatte er das erste Mal das ‚Ei‘ in der Hand. Mittwochs ist der in Deutschland angekommen und war freitags beim ersten Training und eine Woche später stand er schon für die Greyhounds beim ersten Spiel auf dem Platz. Der Gegner waren die Essen Eagles, die deutlich gewannen. Wolfgang spielte Wide Receiver und Quarterback. Wir wollten von ihm wissen, wie sich das Spiel im Gegensatz zu früher verändert hat. Er antwortete: „Früher haben alle eine Formation in der Offense gehabt und die Defense hat Mannverteidigung gespielt. Die Offense spielte entweder I-Right oder I-Left. Es waren zwei Runningbacks auf dem Platz. Die Defense hat eine 4-3 in Mannverteidigung gespielt. Klar wurde hier und da auch mal geblitzt. Die Quarterbacks haben sich meist einen Receiver ausgeguckt, auf den sie die Pässe geworfen haben. Keiner hat zu dieser Zeit irgendwas gelesen, denn die Quarterbacks haben es auch nicht gezeigt bekommen, wie die Defense reagiert. In der Offense ging seinerzeit mehr über das Laufspiel als heute. Der Hauptunterschied kommt vom Coaching. Früher gab es noch nicht viele gute Coaches. Gute Coaches waren meist Amerikaner. Ein Playbook wie man es heute kennt, gab es damals noch nicht. Auch gab es noch keine Block-Schemen. Am Anfang war alles einfach gestrickt. Eine wichtige Frage beim Spiel war auch: Kommen Schiedsrichter oder kommen keine. Dann haben irgendwelche Leute gepfiffen, die beim Spiel zugeschaut haben. So bin ich mit zwei weiteren Kollegen durch die Gegend gefahren und wir konnten uns so als Schiedsrichter gutes Geld verdienen. Wir haben geschaut, welches Spiel uns interessiert und abgeklärt, ob da Schiedsrichter vor Ort sind. Waren voraussichtlich keine da, sind wir hingefahren.“
80 Pizzen
In der letzten Zeit kam die deutsche Nationalmannschaft etwas zu kurz. Wir wollten daher wissen, wie es früher in der Nationalteam so war. Wolfgang beschreibt das so: „Wie fing das an? Ich bekam einen Anruf von Walter Rohlfing und er sagte mir, wir haben zwei Spiele gegen die Schweiz. Es waren EM-Qualifikationsspiele und ob ich Interesse hätte mitzuspielen. Da habe ich natürlich ‚ja‘ gesagt. Training war dann dienstags und mittwochs der folgenden Woche im Rheinstadion mit den Spielern aus der Region. Am Donnertag fuhren wir nach Ansbach und hatten am Donnerstag und am Freitag Training. Dort haben wir in einer Turnhalle geschlafen. Am Samstag fuhren wir mit dem Bus in die Schweiz. Als wir in der Schweiz ankamen, da gab es vor Ort nichts mehr essen. Was haben wir gemacht? Wir haben 80 Pizzen bestellt! Sonntag war das Spiel gegen die Schweiz. In der zweiten Halbzeit durfte ich spielen. Beide Spiele haben wir mit einer Differenz von 60 Punkten gewonnen. Das war eine geile Geschichte.“
Neugründung der NRW Allstars
Zum Ende konnten wir Wolfgang noch ein paar Informationen zu dem Nachfolger der 58er, den NRW Allstars abgewinnen. Es gibt bereits eine Satzung und die Vereinsgründung soll am 15.05.2021 erfolgen. Er wird mit weiteren sechs Personen den Verein gründen. Es ist geplant, mit dem NRW Allstars mindestens ein Spiel im Jahr zu absolvieren. Die Spiele der Allstars sollen immer als Benefizspiele ausgetragen werden. Wer bei den NRW Allstars (Link) spielen will, der muss Mitglied des Vereines sein. Auch ist es möglich, nur ein passives Mitglied bei den NRW Allstars zu werden. Die Spielerakquisition wird Wolfgang Best persönlich übernehmen. Kleiner Hinweis: jeder kann sich dort vorstellen, wenn er sich fit dafür fühlt. Wolfgang stellt klar: „Wir suchen keine Facebook-Footballer, also einen der sich in voller Ausrüstung postet, aber gerne verletzt ist, damit der nicht trainieren oder spielen muss. Wir suchen auch Vertanen, die sich für einen Verein verdient gemacht haben. Dafür musst du nicht unbedingt gut Football spielen können. Wenn du ein richtiger Footballer bist, du den Football lebst und mit Herz und Seele dabei bist, dann bist du bei uns richtig.“ Noch ist jedoch offen, ob man noch zusätzlich für einen normalen Ligaverein als Spieler aktiv sein darf. Neben Wolfgang werden zunächst Deejay Anderson und Francesco Mavaro dem Coaching Staff angehören. Die Trainingseinheiten werden an unterschiedlichen Standorten erfolgen. Wir sind gespannt, wann und wie es los geht!
Wer sich über die Düsseldorf Bulldozer informieren möchte, kann das entweder über die Homepage (Link) oder die Facebookseite (Link) machen. Hier sind auch Angaben zu den Trainingszeiten angegeben.
Oliver Jungnitsch von NRW Football sprach mit Wolfgang Best, dem HC der Bulldozer und dem Gründungsmitglied der NRW Allstars.