Sven Kicza, den ersten Vorsitzenden der Gelsenkirchen Devils, kennen wir schon seit vielen Jahren. Sven selber ist über seinen Sohn zum American Football gekommen und hat sich seitdem besonders dem Thema „Equipment“ gewidmet. Bereits im letzten Jahr haben wir mit ihm über die immer noch anhaltende Pandemie gesprochen. Dabei ist uns seine Treffsicherheit bei den Prognosen in Erinnerung geblieben.
Da uns noch die richtige Einschätzung von Sven aus dem letzten Jahr imponiert hat, ging auch die erste Frage in diese Richtung. Wir von NRW Football wollten wissen, wie denn das Football 2021 zu Ende gehen wird. Hier ist seine Antwort: „Was soll ich sagen, es wird genauso zu Ende gehen wie das Footballjahr 2020. Ich gehe davon aus, dass der Trainingsbeginn nach den Sommerferien beginnt. Früher wird es aufgrund der steigenden Zahlen nicht möglich sein. Der Verband plant bekannterweise rückwärts ab dem 31.10.2021. Das halte ich für eine gute Strategie, kein Anfangsdatum festzulegen. Nach dem Einstieg in das geregelte Training wird es eine Zeit benötigen, bis die Spieler*innen fit sind und ein Spiel absolvieren können. Dabei muss man aber bedenken, die Sommerferien sind in NRW recht spät. Wir, die Gelsenkirchen Devils, können voraussichtlich nicht in den Ferien beginnen, da viele Verantwortliche ihren Urlaub planen. Somit bleibt nicht mehr viel. Es wird maximal Freundschaftsspiele geben. Auch erwarte ich, dass der Football ligenübergreifend in der Feinabstimmung Probleme haben wird. Für mich werden die Punter und Kicker sehr häufig auf dem Feld stehen. Aber egal was kommt, unsere Planung berücksichtigt alle Eventualitäten und könnten jeden Gameday abbilden.“
Auf unsere Nachfrage ob die Spiele mit Zuschauern stattfinden und dem Hinweis, dass Sven einen Ruf zu verlieren hat, musste er zunächst lachen und sagte: „Die GFL, die am 06.06. starten soll oder auch die ELF die im gleichen Zeitfenster beginnen möchten, die werden alle keine Zuschauer haben. Das sehe ich auch für die Zeit nach den Sommerferien so.“ Wir waren einer Meinung, dass es gerade die Vereine, die von den Gamedays leben, schwer wird. Wie ein Spiel mit Zuschauern mit Hygieneauflagen aussieht, kann man ja nur spekulieren. Die Kosten für einen möglichen Test vor dem Spiel macht es aber insgesamt teuer. Fraglich sind auch so bisher selbstverständliche Dinge, wie eine Verpflegung. Sollten keine Zuschauer zugelassen sein, plant man bei den Devils mit einem voraussichtlich bezahltem Stream. Hier kann man auf eine gute Verbindung zur Fachhochschule Gelsenkirchen zurückgreifen, von denen es einige Studenten machen würden. (Apropos Stadion: Wir erfuhren, dass das Fürstenbergstadion eine Renovierung erfahren hat, so wurde die Gegentribüne neugestaltet.)
Seit dem Lockdown wird bei den Gelsenkirchenern zwar einiges gemacht, Sven beschreibt es eher als sehr lange Offseason. Man konnte zwar viel im Bereich der Theorie machen, aber zum Football gehört besonders die Praxis und die fehlt an allen Ecken und Enden, berichtet Sven uns. Nur die U13 der Gelsenkirchen Devils dürfe trainieren, wie fast überall auch.
Insgesamt ist Gelsenkirchen immer noch sehr auf Fußball fokussiert, so haben zwar die Herren mit einem Kunstrasenplatz an historischer Stätte eine gute Basis für ein Training, aber insgesamt sind die Plätze limitiert. So sind zwar Überlegungen für ein Flag-Football Team da, aber es gibt keine freien Kapazitäten für einen Trainingsplatz. Ob sich das durch den Rückgang (in 10 Jahren von rd. 80 auf rd. 50 Vereine) von den aktiven Fußballvereinen verbessert, bleibt abzuwarten. Intern arbeitet man an Lösungen, wie beispielsweise an einer Zusammenlegung von Einheiten der verschiedenen Teams.
Sven nutzte die Pause für eine kleine Veränderung und hilft jetzt beim Coaching der Devils U19 aus. Begeistert berichtet er: „Ich habe mich, mit der Hilfe unseres Herren DC’s, weitergebildet. Mittlerweile bin ich DC der U19. Mega cool ist für mich die positive Resonanz der Jungs. Wir arbeiten mit den Spielern nur virtuell, aber wie auch bei vielen anderen auch, fehlt ihnen allen die Praxis. Schade ist aktuell, dass du die Ehrenamtlichen oder die Eltern nicht so in die Vereinsarbeit einbinden kannst. Viele von ihnen haben den Focus auf andere Dinge in der Pandemie gelegt. Auch hier fehlt ein geregelter Trainingsbetrieb. Aber ich bin zuversichtlich, wenn wir wieder auf die Anlagen dürfen, wird das wieder. “
Im letzten Jahr wagte Sven mit uns einen Ausblick für die nahe Zukunft. Auf unsere Frage, ob die Pandemie ihn und die Gelsenkirchen Devils nach hinten geworfen hat, antwortete er: „Wir haben mit den Herren für 2025/2026 die GFL2 ins Auge gefasst, das funktioniert nicht mehr. Ich gehe sogar davon aus, dass es uns um vielleicht vier Jahre zurückwirf, denn wir haben voraussichtlich zwei Jahre in Folge keinen Ligabetrieb. Das Niveau für Regionalliga wird auch seine Zeit brauchen, bis es wieder auf dem Leistungsstand vor 2020 ist.“
Zum Ende sprachen wir über die anstehende Jahreshauptversammlung (JHV). Auch hier wirkt sich die Pandemie aus. Die JHV könnte zwar virtuell durchgeführt werden, dies will man jedoch vermeiden, denn die Kosten für eine rechtlich sichere Durchführung sind schon immens. Es soll somit möglichst eine Präsensveranstaltung werden. Sven berichtet uns: „Ja das ist zurzeit schwierig eine entsprechende Location zu finden, die das mit machen kann. Hier gibt es aufgrund von Corona Haftungsfragen zu klären. Meiner Ansicht ist es besser, wenn wir die JHV nach erfolgten Lockerungen durchführen.“ Wie es bereits in der Mail an die Mitglieder bekannt gegeben wurde, werden jedoch Sven und sein zweiter Vorsitzender Thomas Foks nicht mehr kandidieren. Ihr Ziel ist es den Vorstand zu verjüngen. Hierfür gibt es schon interne Nachfolger. Mal sehen, ob sie bei den Prognosen genauso gut sind wie Sven. Wir jedenfalls werden die beiden vermissen, denn wir haben sie als sehr angenehme und verlässliche Personen kennengelernt. Sven wird sich jedoch nicht ganz zurückziehen, denn er will weiterhin den Posten des DC’s der eigenen U19 ausüben.
Die Gelsenkirchen Devils sind immer auf der Suche nach gutem und motiviertem Trainer*innen. Wer sich angesprochen fühlt, schreibt bitte eine Mail an Sven (
Nick Jungnitsch und Oliver Jungnitsch führten - unter Corona-Bedingungen - ein Interview mit Sven Kicza, dem 1. Vorsitzenden der Gelsenkirchen Devils.